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August 13, 2020
Indonesien hat mich schon immer fasziniert. Als mir dann eine Bekannte von ihrer Reise dort berichtet und ihre Fotos gezeigt hat, ist mir ein ganz bestimmtes Bild aufgefallen – ein Orang-Utan. Ich war hin und weg von der Menschenähnlichkeit dieser Wesen und wusste sofort, wohin mich meine nächste Reise verschlägt – nach Kalimantan (Borneo), Indonesien, das Zuhause dieser Menschenaffen. Es war nicht das erste Mal, dass die Tierwelt Hauptgrund für die Auswahl meines Reiseziels ist.
Kalimantan ist die drittgrößte Insel der Welt und wird oft als die Lunge unsere Erde beschrieben. Und doch haben die meisten Menschen in Europa noch nie von diesem Paradies gehört. Die wunderschöne Natur und Heimat der Orang-Utans wird leider durch die Abholzung des Regenwaldes und die jährliche Brandrodung immer mehr zerstört.
In Palangkaraya, der Hauptstadt von Zentral Kalimantan, befindet sich die größte Auffangstation für Orang-Utan Waisen, welche auch von der Non-Governmental Organisation (NGO) BOS Deutschland (Borneo Orang-Utan Survival) mitfinanziert wird. Während meines ersten Besuches dort hatte ich die Möglichkeit diesen wunderschönen Wesen zu begegnen und die Insel im Fluss mit einem kleinen Holzboot zu umkreisen, auf welcher die Orang-Utans auf ihre Auswilderung vorbereitet werden.
Dass ich eventuell in Palangkaraya leben würde, war für mich zu dem Zeitpunkt noch unvorstellbar. Aber wie das Leben ist, passieren Dinge, die wir nicht vorhersehen können. Eineinhalb Jahre nach meinem ersten Besuch lebe ich nun dort mit meinem Freund – er ist Filmemacher und dreht unter anderem Dokus über Orang-Utans.
Dicht am Äquator zu leben bedeutet, dass die Tage das ganze Jahr über immer gleich lang sind. Von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends – lange und helle Sommerabende und auch der Wechsel der Jahreszeiten bleiben aus. Und es ist heiß hier. Sehr heiß. Dazu schwül mit einer Luftfeuchtigkeit von 80 %. Zu bestimmten Uhrzeiten möchte man das Haus oder einen klimatisierten Raum nicht verlassen. Am Anfang habe ich versucht in meinem Büro mit einem Ventilator zu arbeiten, mir aber schnell eine Klimaanlage zugelegt – zum Glück Standard hier und einfach zu bekommen. Da sich mein Freund morgens um 9 Uhr auf den Arbeitsweg macht, kann ich dann mit kühlem Kopf und ohne Ablenkung meiner Arbeit nachgehen.
Leider fingen schon nach meiner ersten Woche in Kalimantan die Waldbrände an und die Luft wurde immer schlechter Jeden Morgen wachten wir mit dem Geruch von verkohltem Torfboden auf. Dies war so unerträglich, dass wir uns entschieden, für einen Monat die Insel zu verlassen und in die indonesische Kunsthauptstadt Yogjakarta zu flüchten. Unsere Zeit in Yogjakarta verbrachten wir mit einem Freund aus Deutschland und erforschten Central Java. Meine Arbeit konnte ich zum Glück auch gut von unterwegs erledigen - ein großer Vorteil.
Gerade am Anfang war jedoch der fehlende tägliche Austausch mit Kollegen eine große Umstellung für mich. Daher sind mir die regelmäßigen Skype-Termine mit Jenny sehr wichtig. Bei meinem letzten Arbeitgeber saß ich in einem Großraumbüro und hatte immer meine Kollegen um mich. Das hatte aber auch oft den Nachteil, dass man schnell abgelenkt und unterbrochen wurde. Bei mir im Dschungel hingegen gibt es keine großen Ablenkungen. Eine weitere Herausforderung kann manchmal die 5-6 stündige Zeitverschiebung sein. Wenn in Deutschland der Arbeitstag gerade anfängt, neigt er sich bei mir schon langsam dem Ende zu. Aber auch das meistern wir prima.
Wir haben ein großes Haus mit 5 Zimmern und Garten – unmöglich mir das in Deutschland leisten zu können. Die Miete entspricht nicht mal der einer Einzimmerwohnung in Deutschland. Auch der Strom ist günstig und wir haben tatsächlich Internet über Glasfaser. Das soziale und kulturelle Leben ist natürlich etwas ruhiger hier. Wir haben ein paar Freunde mit denen wir gemeinsam in Cafés chillen (einer der Hauptaktivitäten hier in Indonesien), sehr oft ins Kino gehen (3 Euro pro Ticket) und es gibt einen wunderschönen, rotgefärbten Fluss im Dschungel wo wir am Wochenende entspannt baden können.
Wir haben auch einen wunderschönen Garten mit Bananenpflanzen, Kräutern, einem Limetten- und einem Guavenbaum, die ständig Früchte tragen. Natürlich muss ich auch noch unsere zwei Gärtner erwähnen: Georgia und Maya. Sie sind zwei einheimische Enten, die wir von klein auf großgezogen haben. Eine Lieblingsbeschäftigung von uns ist es draußen auf unserer Terrasse zu sitzen und die beiden zu beobachten, wie sie glücklich durch den Garten watscheln und dafür sorgen, dass alles beim Rechten ist.
Das Gärtnern und Kochen und die Natur sind ein toller Ausgleich für mich zu meinem Job als Grafikdesignerin. Man hat hier viel Zeit für sich. Es gibt weniger Ablenkungen und auch weniger Gründe und Möglichkeiten Geld auszugeben. Wie alles im Leben ist es ein Kompromiss und man muss sich entscheiden, wo die eigenen Prioritäten liegen. Es ist nicht immer einfach und manchmal fehlen mir meine Freunde und Familie in Deutschland, das angenehme Klima oder die Vielfalt an Lebensmitteln (z.B. gutes Schwarzbrot aus der Heimat). Aber gleichzeitig lerne ich hier viel über eine andere Art des Lebens, die mir persönlich viel gibt und mein Leben abwechslungsreich macht. Obwohl ich schon über ein halbes Jahr in Indonesien verbracht habe, gibt es noch einiges zu entdecken.
Das Homeoffice hat mir die Möglichkeit gegeben, weiterhin beruflich als Grafikdesignerin zu arbeiten und dabei ortsungebunden zu leben. Geringe Lebenskosten reduzieren den finanziellen Druck erheblich und geben mir neben der Arbeit auch mehr Zeit, mich meinen Hobbies und persönlichen Projekten zu widmen. Wer weiß wo es mich noch hin verschlägt.
see you on the next wave!
Deine Leila
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